156 Fraget doch nicht, was mir fehle
1. Fraget doch nicht, was mir fehle, forschet nicht nach meinem Schmerz. Durst nach Gott füllt meine Seele, Drang nach Gott verzehrt mein Herz. Gebt mir alles, und ich bleibe ohne Gott doch arm und leer; unbefriedigt, dürstend treibe in der Welt ich mich umher.
2. Ach, wann werd’ ich dahin kommen, daß ich Gottes Antlitz schau’, aller Eitelkeit entnommen, nur auf ihn allein vertrau’? Ach, wann werd’ ich so ihn haben, daß mir nichts mehr ihn entreißt, so mit allen seinen Gaben, wie sein Wort ihn mir verheißt?
3. Ach, wenn seines Geistes Fülle mich zum Tempel Gottes weiht und sein großer, heil’ger Wille, meinem Willen Kraft verleiht, dann wird jegliche Begierde in der einen untergehn, als sein Werk zu seiner Zierde allenthalben dazustehn.
4. O ich weiß, die angefachte Sehnsucht bleibt nicht ew’ge Qual. Der die Seele dürsten machte, stillet ihren Durst einmal. Wenn die Wüste sie vertauschen darf mit Edens Lustgefild’, wo die Lebensströme rauschen, wird der heiße Durst gestillt.